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Schlafzimmer II/08, 2008

Styrodur, Holz, Licht, Farbe, Teppich, Monitor, Mikrofone, Verstärker, Lichtschranken

240 x 450 x 950 cm

 

In einem mächtigen Kubus empfängt den Betrachter eine komplexe künstliche Welt. Das Interieur besteht aus einem zweiteiligen Gefüge. Ein Vorraum im Dämmerlicht ist mit einem schrittdämpfenden und Wohnlichkeit simulierenden Teppich ausgelegt. Von hier fällt der Blick auf ein Schlafzimmer, karg ausgestattet mit einem aufgewühlten Bett und einem Fernseher. Der Raum ist direkt und vollständig einsehbar. Dennoch wirkt er hermetisch abgeschlossen. Die Eingangstür und ein Fernsehgerät im Vorraum scheinen sich im Schlafraum widerzuspiegeln. Die Suggestion wird dadurch gebrochen, dass der Betrachter sein Spiegelbild nicht findet. Auch das Bett hat kein Pendant.

Der Betrachter fühlt sich emotional und räumlich nahe an das ebenso intime wie der Öffentlichkeit preisgegebene Schlafzimmer herangerückt und zugleich auf Distanz gehalten. Der Fernseher und das Bett repräsentieren einerseits eine gewöhnliche Alltagssituation, andererseits wird die Verschiebung zu einer künstlichen Welt unmittelbar sinnfällig, ohne dass die Gründe dafür gleich ersichtlich wären. Gerade der schmale Grat zwischen vertrauter Szenerie und deren skulptural-architektonischem Nachbild verstört. Eine realistische Situation tritt hier in extremer Verdichtung auf. Sie fördert als Artefakt die Konzentration auf das Wesen des Moments.

Alle Versuche, diese Konstruktion auf die Wirklichkeit zu übertragen, scheitern an der stofflichen Präsenz einer unbestimmten, aber machtvollen Atmosphäre. Der Raum führt ein eigenes Leben, ist in seinem ikonischen Charakter eher poetisch als erzählerisch zu fassen. Auf sich selbst zurückgeworfen, bleibt das Publikum allein mit seinen Beobachtungen und Ahnungen, spürt die eigene Anwesenheit. Letztlich nimmt der Eindringling wahr, wie deplatziert er an diesem Ort ist.


Eine ausführliche Beschreibung dieser Arbeit findet sich in Re- und De-Konstruktionen von Wirklichkeit von Dr. Julia Wallner.

 

Farbkonzept und Malerei: Sid Gastl

Soundtechnik: Clemens Wetteskind

 

Abbildungen:

1 Matthias Langner, 2-6 Alexandra Ranner, 7-8 Markus Bühler (Ausstellung 2008: Galerie CUC by Loock Galerie), 9-10 Kay Riechers (Ausstellung 2012: Lost Places Hamburger Kunsthalle)